«Klimaschutz mit digitalen Technologien vereinfachen»

von Urs Huebscher

Renat Heuberger, Gründer und CEO von South Pole

Die weltweit führende Entwicklerin von Klimaschutzlösungen hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Übergang zu einer klimafreundlichen Gesellschaft zu beschleunigen.

GESCHÄFTSFÜHRER*IN ZÜRICH: Herr Heuberger, Sie haben South Pole vor 16 Jahren in einem alten Labor der ETH gegründet. Was war ihr Antrieb?
Renat Heuberger: Wir waren eine Gruppe «Enviro-Preneurs » mit einem Ziel: die Privatwirtschaft zur Bekämpfung des Klimawandels nutzen. Wir begannen mit der Entwicklung von Klimaschutzprojekten, die durch die Generierung verifizierter Emissionsnachweise finanziert werden sollten. Seither haben wir viel Neuland betreten – von der Erstellung von Net-Zero-Roadmaps für Unternehmen über die Einrichtung von Fonds für die Finanzierung von Anpassungen an die Klimaerwärmung bis zu Initiativen zur Steigerung des technischen Kohlenstoffabbaus.

Welchen Mehrwert stiftet South Pole im Zusammenhang mit dem Klimaschutz?
Was uns einzigartig macht: Wir sind sowohl vor Ort als auch in den Vorstandsetagen vertreten. Wir haben das Know-how, klimabezogene Chancen und Risiken zu messen, zu verstehen und Lösungen und Daten zu liefern. So beraten wir nicht nur, sondern können die Klimaschutzstrategien auch umsetzen und durch erstklassige Klimaprojekte die gewünschte Wirkung vor Ort erzielen.

Mit welchen Anliegen kommen Kunden auf Sie zu – gerade Kunden aus Zürich?
Unsere Kunden aus der Region Zürich wie Digitec Galaxus, SwissRe und Holcim oder auch unser Schweizer Kunde Nestlé wollen wissen, wie sie den Klimawandel eindämmen und ihre Kohlenstoffemissionen reduzieren können. Wir unterstützen sie, indem wir sie, wie alle unsere Partner, auf eine Climate Journey mit fünf Schritten mitnehmen: vom Verständnis des eigenen Fussabdrucks und ihrer Exposition gegenüber klimabezogenen Risiken bis hin zu Möglichkeiten, Emissionen zu senken oder zu vermeiden, zur Finanzierung von klimafreundlichen Projekten innerhalb und ausserhalb der Wertschöpfungsketten und zur Kommunikation der Erfolge an die relevanten Stakeholder.

Seit 2019 ist South Pole von 200 auf 800 Mitarbeitende gewachsen …
Das Thema Klimaschutz ist Mainstream geworden. Ausserdem war die Pandemie ein echter Weckruf. Insbesondere Unternehmen mit komplexen Lieferketten steigern ihre Ambitionen, indem sie Verantwortung für ihre Emissionen übernehmen. South Pole ist als Reaktion auf die Nachfrage sowohl von Unternehmen als auch von Regierungen gewachsen. Zudem haben wir das unglaubliche Glück, dass wir neue Investoren gewinnen konnten – darunter die Swisscom –, die unsere Vision des Klimaschutzes für alle unterstützen.

Swisscom hat eine Minderheitsbeteiligung an South Pole übernommen. Welche Art von Zusammenarbeit gibt es?
Das langfristige Engagement von Swisscom, die Möglichkeiten der Digitalisierung für eine nachhaltigere Gesellschaft zu nutzen, geht Hand in Hand mit dem Bestreben von South Pole, den Klimaschutz mithilfe digitaler Technologien drastisch zu vereinfachen. Digitale Lösungen für den Klimawandel sind vielleicht der weltweit disruptivste Trend. Gemeinsam werden wir neue Dienstleistungen anbieten, etwa die Messung der Klimaauswirkungen, die Festlegung wissenschaftlich fundierter Emissionsziele, die Entwicklung von Strategien zur Emissionsreduzierung, die Kompensation unvermeidbarer Kohlenstoffemissionen und Investitionen in die Klimafinanzierung.