Hoffnung für Menschen, die auf eine Organspende warten

von Urs Huebscher

Niki Pirker, Gründer der Reload Foundation

Weil die Familie seines Organspenders im letzten Moment ihre Meinung geändert hatte, wäre Niki Pirker fast gestorben. Er gründete daraufhin die Reload Foundation, die sich für eine bessere Kommunikation zum Thema Organspende einsetzt. Ein Gespräch über das Ja zum Transplantationsgesetz, seine persönliche Geschichte und die schwierige Organspende-Situation in der Schweiz.

 

GESCHÄFTSFÜHRER*IN ZÜRICH: Herr Pirker, wie haben Sie sich an dem Tag gefühlt, als das Gesetz zur Organtransplantation angenommen wurde?

Niki Pirker: Dieser Tag war sehr emotional für mich. Ich spürte gleichzeitig auch eine grosse Hoffnung für alle Menschen, die auf der Warteliste für eine Transplantation stehen und stehen werden.

 

Was bedeutet das Ja der Stimmbevölkerung für Ihre Stiftung?

Es zeigt, dass es uns in den letzten vier Jahren gelungen ist, die Schweizerinnen und Schweizer positiv für die Änderung des Transplantationsgesetzes zu sensibilisieren. Dass das Gesetz mehrheitlich angenommen wurde, zeigt zudem, dass Kommunikation sowie Sensibilisierung eindeutig die Schlüssel sind, um die Anzahl der verstorbenen Patienten auf der Warteliste für eine Organspende zu verringern. Dank dieser Abstimmung konnten fast alle Familien über das Thema Organtransplantation sprechen, was zukünftige Gespräche zwischen der Familie eines verstorbenen Angehörigen und dem Koordinationsteam vereinfacht, da das Thema weniger tabu sein wird, als es bisher war.

 

Was war der Auslöser für die Gründung der Reload Foundation?

Meine Transplantation beruhte auf der Entscheidung einer Familie, die in Bezug auf die Organspende gespalten war, da sich ihr verstorbener Angehöriger nie zu diesem Thema geäussert hatte. Zum Glück fiel die endgültige Entscheidung der Familie zu meinen Gunsten aus, ein negativer Entscheid wäre für mich fatal gewesen. Dass diese Diskussion innerhalb der Familie in der Vergangenheit nie stattgefunden hatte, war der Auslöser für meine Stiftung.

 

Wie hat die Organspende Ihr Leben verändert?

Dank der Grosszügigkeit einer Familie wurde mir ein zweites Leben geschenkt, das ich jeden Tag geniesse.

 

Wie sieht die Situation in der Schweiz bezüglich Organspenden aus?

Etwa 80 Prozent der Schweizer*innen bezeichnen sich als potenzielle Organspender. Paradoxerweise sterben in der Schweiz jedoch durchschnittlich jede Woche zwei Menschen, weil sie kein Spenderorgan bekommen – im weltweiten Durchschnitt ist dies eine der schlechtesten Spenderaten.

Die Familien kennen den Wunsch ihrer verstorbenen Angehörigen nur selten, da nicht über dieses Thema gesprochen wird. Ausserdem haben der Spenderausweis und das nationale Organspenderegister keinen gesetzlichen Wert, sodass es schliesslich immer die Familie ist, welche die Entscheidung zur Organspende treffen muss.

In Zukunft werden die Angehörigen dank der Abstimmung weiterhin die endgültige Entscheidung treffen, aber sie werden wissen, ob die Person zu Lebzeiten gegen eine Spende war. Diese Trendwende sollte die Anzahl der Todesfälle unter Patienten, die auf eine Transplantation warten, verringern.

 

Was sind die zukünftigen Ziele der Reload Foundation nach dem Erfolg an der Urne?

Wir wollen die Deutschschweizer*innen über 34 Jahre vermehrt sensibilisieren. Diese waren nämlich am stärksten gegen die Abstimmung, während die Westschweizer*innen zu über 80 Prozent mit Ja stimmten.

 

Wie kann man die Reload Foundation unterstützen?

Indem man einfach seinen Angehörigen seinen Wunsch nach einer Organspende mitteilt oder uns über unsere Website eine Spende zukommen lässt, kann man uns dabei helfen, unsere zukünftigen Aufklärungskampagnen zu finanzieren.

 

www.reload.foundation