Walliser mit Sturm und Drang

Interview mit Yvan Zimmermann von Mark Seeholzer

So unentbehrlich und fix, wie er im Schweizer Spitzeneishockey mit Visp, Siders und La-Chaux-de-Fonds die gegnerischen Verteidigerreihen aufmischte, so spielt er im Business vorne mit: Yvan Zimmermann ist CEO und Mitinhaber der Syntax Übersetzungen AG. Das Unternehmen mit Zürcher Wurzeln ist in den drei Bereichen «Communication», «Translation»  «Interpretation» tätig. Es feiert dieses Jahr sein 35-Jahr-Jubiläum; gehört zu den Marktführern in unserem Land. Ein Gespräch über knallhartes Business, ebensolche Checks auf dem Eis und warum die Walliser eben doch anders ticken als der Rest der Schweiz.

Geht man auf die Website von Eggerberg, einem 340-Seelen­-Dorf im Oberwallis und Heimatort von Yvan Zimmermann, bezeichnet sich die Gemeinde als «sympathisches Dorf zwischen lebendiger Tradition und Aufbruch, an den sonnigen Halden der BLS-Südrampe». Im Interview mit dem 50-Jährigen wird einem schnell klar, dass die DNA des Heimatortes perfekt auf den Menschen Yvan Zimmermann zutrifft. «Grieniga», der Rufname der Eggerberger, leitet sich von der Smaragdeidechse ab, aufgrund ihrer leuchtend grünen Färbung. Mit Stolz nennen sich die Eggerberger so – und wie ein Smaragd ist auch ihr «Zimi» eine schillernde Figur.

«zürichRUNDSCHAU»: Sie sind im Oberwalliser Dorf Eggerberg aufgewachsen. Sind Sie ein typischer Walliser?
Yvan Zimmermann: Aber sicher! Ich bin ein typischer und ein stolzer Walliser. Die Menschen aus dem Wallis sind bodenständig, gesellig und tragen das Herz auf der Zunge. Da unterscheiden wir uns schon etwas im Vergleich zu unseren Miteidgenossen. Und ja, vielleicht haben wir nicht nur einen harten Kopf, sondern sind auch allgemein etwas härter. Mit der viel beschworenen «Grinta», dem inneren Feuer der Walliser. Das hat damit zu tun, dass wir oft gegen Vorurteile kämpfen müssen. Da wehrt man sich entsprechend dagegen.

Welche Vorurteile meinen Sie? 
Wir sind zwar naturverbunden und in der südwestlichen Ecke der Schweiz daheim – aber sicher keine Hinterwäldler. Meine Person ist ein Archetyp in dieser Beziehung. Ich sage, was ich denke, und handle danach, was ich sage: Ein Wort ist ein Wort. Diese Direktheit und Ehrlichkeit sehe ich als positive Eigenschaften; die Mitemnschen wissen, woran sie bei mir sind. Ob im Business oder privat. Und bei aller Bodenständigkeit bezeichne ich mich als liberalen Geist, mit einer gewissen Lockerheit – leben und leben lassen. Ich wollte auch immer raus in die Welt, Neues entdecken und ausprobieren. 

Grenzen sprengen – mit Sturm und Drang in die urbane Schweiz?
Das zeigte sich bei meinem Clubwechsel im Eishockey vom Oberwallis in die Stadt. Ich war der erste Spieler, welcher vom EHC Visp zum Rivalen HC Siders ging. Das löste viele Emotionen aus, da hat das Illhorn gewackelt [Berg im Kanton Wallis – Anm. d. Red.]. Aber das liegt in meiner Natur. Ich gehe voran, ich will Grenzen sprengen, Tore schiessen und erfolgreich sein. Das äussert sich zum Beispiel im Kleidungsstil: Ich kleide mich gerne keck und extravagant-elegant.

Sie waren Captain im Eishockey.
Ja, obwohl ich erst mit zwölf Jahren angefangen habe, intensiv Eishockey zu spielen, ging es schnell voran mit meiner Karriere. Ich war Stürmer und dreimal Torschützenkönig der ersten Mannschaft des EHC Visp, war auch in den anderen Clubs meistens vorne anzutreffen. Ich bin ein Alphatier, übernehme Verantwortung. Das liegt in meiner DNA, dem Elternhaus. Meine Mutter war Lehrerin; Elan und Disziplin haben mich geprägt. Mein Vater eher der ruhige, gelassene Typ. Das zeigt sich auch im Business: Ich will immer gewinnen! Ausserdem denke ich mit.

Mitdenken und Verantwortung übernehmen – da spricht nicht nur der Spieler, sondern auch der Trainer Yvan Zimmermann.
Trainer war ich im Sport nie. Doch bei Syntax sehe ich mich als Coach, Manager und Motivator. Ich handle und führe situativ, habe immer die Lösung im Fokus. Entsprechend lasse ich den Mitarbeitern die lange Leine. Sie sollen Verantwortung übernehmen im Job. Die besten Trainer  und Manager sind jene, welche die Ochsentour meisterten. Denn um oben erfolgreich zu sein, muss man «Dreck gefressen» haben. Austeilen und einstecken, wie die Checks im Eishockey. Hart, aber fair. Nur so ist man am Puls seiner Mitarbeiter, seiner Mannschaft. Wir sind mit Syntax auf einer Mission, verfolgen Ziele und gewinnen gemeinsam. Doch Niederlagen gehören ebenso zum Geschäft. Aber danach soll man sofort aufstehen und weiter geht᾽s. Wie im Sport. Das ist die beste Lebensschule.

Haben Sie Vorbilder aus dem Sport?
Wayne Gretzky, der legendäre kanadische Eishockeyspieler. Er spielte elegant, ästhetisch und doch mit Wucht und Präzision. Ein fantastischer Center mit Abschlussqualitäten. Gretzky gilt als bodenständig, zuvorkommend, ehrlich. Vielleicht hat er ja Walliserblut (schmunzelt).

Der Sport ist ein roter Faden in Ihrem Leben. Auch bei Syntax?
Unbedingt. Sportengagements sind eine Herzensangelegenheit und gehören zu unserer Unternehmenskultur. Diese wurde schon von Syntax Gründer und Inhaber Peter Kuratli (heute VRP), geprägt. Weil Leidenschaft, Kompetitivität, Präzision und unbedingter Erfolgswillen im Spitzensport wie im Geschäftsleben matchentscheidend sind. Wir pflegen Sponsoring-Engagements im Ski alpin, Golf und Tennis. Marco Chiudinelli, ehemaliger Schweizer Tennisprofi und DavisCup-Sieger, ist Syntax Firmenbotschafter seit über 14 Jahren. Im Skisport unterstützen wir Seymel Bissig und Marco Odermatt, zwei aufstrebende, hungrige Wilde. Die beiden Golf-Pro᾽s Joel Girrbach und Marco Iten sind ebenso ambitioniert und fokussiert. Sie alle passen perfekt zu Syntax, zur Philosophie, auch menschlich. Weiter engagieren wir uns in den nationalen Sportverbänden von Eishockey, Handball, Ski, Cycling, Segeln – und unterstützen PluSport, den Dachverband der Behindertensportler sowie als Hauptsponsor die Syntax Talentschule im Tenniszentrum Horgen. Ein klares Bekenntnis zum Sport, zur Nachwuchsförderung in der Schweiz. Last but not least werden diese Partnerschaften erfolgreich als Business- und Kommunikationsplattform genutzt. Eine Win-win-Situation für alle. 

Wie entstand der Kontakt zu Ihrem Engagement bei Syntax?
Ich habe einen kaufmännischen Background. Schon zu Zeiten als Eis­hockeyspieler wusste ich: Ich will einst im Management einer innovativen Firma etwas bewegen, mitbestimmen. Deshalb schloss ich parallel zum Eishockey ein Studium in Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft in Siders ab. Danach war ich als Sales Director tätig – bei Xerox auf regionaler Stufe, bei Canon schweizweit. Währenddessen bildete ich mich an der Universität Zürich in Geschäftsführung weiter. 2014 lernte ich an einem Sport-Event Peter Kuratli kennen. Die persönliche Chemie, die kompetitive Denkweise, die hohen Ambitionen, die grosse Leidenschaft für Sport – es hat einfach gepasst. Die Sprache hat mich immer fasziniert; somit bin ich auch von der Business-DNA am richtigen Platz bei Syntax.

Syntax ist nicht nur im Bereich Übersetzungen tätig.
Was in Zürich-Höngg vor 35 Jahren seinen Anfang nahm, ist immer noch unsere DNA: die Sprache, die Kommunikation. Doch im Zeitalter der Digitalisierung steht das Business nie still. Wir haben unsere Geschäftsfelder erweitert, sind in drei Bereichen tätig, national und international. «Communications»: Das ist die Texterstellung. Websites, Broschüren, Claims, Wortspiele – da ist Syntax auch kreativ tätig. Aber nicht im Sinne einer Werbeagentur, welche Gesamtkonzepte erstellt. «Translations»: Hier erweitern wir stetig das Feld der konventionellen Übersetzung. Wir übersetzen in über 45 Businesssprachen; Deutsch, Englisch und Französisch sind nach wie vor die häufigsten. Mit Neuronale Maschine Translation (NMT) spielt das Unternehmen seine Kompetenz und Stärke klar aus gegenüber herkömmlichen Übersetzungsportalen im Internet. Geht es um Verträge, Revisionen, Abschlusskontrollen, Lektorate, sind Präzision und Kompetenz für eine Firma überlebenswichtig. Ein kleiner Übersetzungsfehler kann schnell zu fatalen Missverständnissen und irreparablen Schäden führen, die in die Millionen gehen. Weiter sind herkömmliche Web-Übersetzungsportale nicht sicher und ein gefundenes Fressen für Hacker-Angriffe.

Mit «Interpretation» beschreitet Syntax neue Wege.
In Zusammenarbeit mit einem innovativen IT-Unternehmen entwickelten wir Live-Dolmetschen via Cloud. Die App-basierte Lösung setzt Syntax nicht nur für Tagungen und Konferenzen ein, sondern auch für Events wie Seminare, Workshops und Podiumsdiskussionen im kleineren Rahmen. Dieser Dolmetscher-Service reduziert die Kosten und CO2-Emissionen entscheidend, im Vergleich zu herkömmlichen Dolmetschern und Dolmetscherboxen vor Ort. «Interpretation» ist Innovation – in diesem Bereich gelten wir als Vorreiter und Leader im harten Markt.

Gibt es ein Privatleben als viel beschäftigter CEO und treibende Kraft von Syntax?
Selbstverständlich. Ich achte darauf, dass ich abschalten kann vom Business. Bei Syntax sind 40 Prozent der Tätigkeit mit Reisen verbunden. Umso mehr bin ich privat ein häuslicher Familienmensch, geniesse das Zusammensein mit Menschen, die mir guttun und positive Vibes vermitteln. Da bin ich wieder ganz der geerdete Walliser. Auf dem Golfplatz lebe ich aktuell das Kompetitive aus, jedoch mit Leichtigkeit, ohne Verbissenheit. Wobei – Verlieren ist nach wie vor keine Option (lacht). 

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