«Liefere statt lafere …»

Interview mit Daniel Herzog von Joel Ch. Wuethrich

Für Daniel Herzog war das Jahr 1997 ein Wendepunkt in seinem Berufsleben. Er entwickelte durch eine gemeinsame Lernerfahrung eine Vision für ein Bildungszentrum für lebendige Erwachsenenbildung. «Ich wusste schon damals, dass ein grosses Bedürfnis nach Erwachsenenbildung, wirkungsvollem Coaching und zielführendem Mentoring besteht», so Herzog. Es entstand – gemeinsam mit anderen Gesellschaftern – die Lernwerkstatt Olten GmbH. Heute ist sie schweizweit der Branchenprimus in diesem Bereich.

Daniel Herzog, CEO des Marktführers Lernwerkstatt Olten im Bereich der Ausbildung von Bildungsfachleuten, Coaches und Mentoren, war schon immer ein Pionier, wenn es um die Einführung und Weiterentwicklung zeitgemässer und visionärer Ausbildungsformen und -inhalte ging. Als Mitglied der Schweizerischen Kommission Ausbildung der Ausbildenden (SK AdA) gestaltet er das AdA-Baukastensystem aktiv mit. Dass er es im Weiterbildungssektor im Bereich Weiterbildung für Bildungsfachleute mit «seinem Baby» zum Marktführer schaffen würde, hatte er 1997, als in Olten die Businessidee entstand, nicht gedacht: «Die Idee mit der Lernwerkstatt entstand aus einem erkannten Bedürfnis. Und so denken wir auch heute bei der Entwicklung unserer Angebote: Im Fokus stehen immer die künftigen Bedürfnisse der Branchen und deren Bildungsfachleute. Das war der Schlüssel zum Erfolg.»

Dass die Lernwerkstatt in Olten ihren Sitz hat, hat – wie bei den Entwicklungen der Angebote der LWO – ebenfalls eine strategische Komponente: Schon 1997 war klar, dass das zukünftige Mobilitätsverhalten der Zielgruppe(n) berücksichtigt werden musste: «Ich und einige unserer künftigen Gesellschafter haben uns damals als Lerngruppe in Olten getroffen, weil es ein Verkehrsknotenpunkt und für alle Beteiligten praktisch erreichbar war. Und heute ist Olten aus dem gleichen Grund das Hauptquartier der Lernwerkstatt – es ist die ideale Location für ein schweizweit operierendes Unternehmen.»

Eines ist heute klar: Neues Wissen wird immer wichtiger und die Wahl einer Aus- beziehungsweise Weiterbildung ist eine strategische Angelegenheit. Denn auf die richtige Vision kommt es an. Die brennenden Fragen heutzutage heissen: Welche Berufe haben Zukunft und passen in die Arbeitswelt 5.0? Welcher Berufszweig hat noch einen «goldenen Boden» und welche Weiterbildung wird mir helfen, einen Argumentationsvorsprung bei einer Bewerbung zu generieren? Denn die Arbeitswelt wird sich mit der Digitalisierung und Transformation stark verändern. Und da muss man sich dementsprechend das richtige Know-how aneignen. Für Weiterbildungsinstitute und -unternehmen werden in der näheren Zukunft einige Trends von Bedeutung sein und dabei muss man bereit sein, die Bedürfnisse der Studierenden und Kursteilnehmenden zu erkennen. «Liefere statt lafere» ist das Motto.

«Geschäftsführer»: Daniel Herzog, die Corona-Krise hat in der Bildung einen noch nie dagewesenen Innovationsschub ausgelöst. Ist dies eine Win-win-Situation für die Aus- und Weiterbildungsbranche?
Daniel Herzog: Das World Economic Forum (WEF) spricht davon, dass sich die Corona-Zwangspause im Unterrichtswesen als Katalysator für eine längst fällige Modernisierung im Bildungsbereich erweisen könnte. Bei der Lernwerkstatt Olten trifft dies definitiv zu. Heute sind alle unsere Prozesse digitalisiert. Grundsätzlich bräuchten wir keine Schulungsräume und keine Büroräumlichkeiten mehr. Natürlich hat nicht die ganze Branche gleich gut reagiert. Ein grosser Teil wird gestärkt aus der Krise hervorgehen, einigen Anbietern hat Corona aber auch das Genick gebrochen.

Individualisiertes Lernen wird die Zukunft prägen. Wie sieht das konkret aus?
Vor allem die betriebliche Aus- und Weiterbildung fordert die Individualisierung der Bildung schon seit Jahren. Lernen wird vermehrt zeit- und ortsunabhängig stattfinden. Lernangebote werden dann zur Verfügung stehen, wenn neue Kompetenzen benötigt werden. Tempo und Strategie der Know-how-Aneignung wird jede Person selber steuern können. Die Erfahrungen im Rahmen der Corona-Krise zeigen: Dies ist möglich.

Die Digitalisierung öffnet Chance für neue Methoden. Wie gestalten sich diese neuen Möglichkeiten und Rollen?
Die Möglichkeiten der Digitalisierung öffnen Chancen für neue Methoden, die nahe am ursprünglichen Lernen des Menschen sind. Es werden immer mehr spielerische Lernsettings und Applikationen entwickelt, die Teilnehmende in den Bann ziehen und entdeckendes Lernen ermöglichen. Die Virtualisierung und Individualisierung bedarf aber auch einem neuen Rollenverständnis. Der klassische Dozent wird zum Lernbegleiter, Mentor und Online-Tutor. Die Verantwortung für das Lernen verschiebt sich weg von der Lehrperson hin zu den Lernenden. Je nach Lernbiografie werden sich vor allem auch bildungsferne Personen in den veränderten Lernsettings nicht sofort zurechtfinden. Neue Rollen benötigen neue Kompetenzen. Nicht jeder gute Dozent ist auch ein guter Lerncoach. Nicht jede und jeder Lernende hat eine Affinität zu den neuen Technologien.

Eine Kehrseite der Corona-Pandemie ist die Bildungsschere, die sich weiter öffnet. Wie kann man hier entgegenwirken?
Ich denke auch, dass zum einen viele Menschen vom vereinfachten und individualisierten Bildungszugang profitieren, sich auf der anderen Seite die Bildungsabstinenz aber erhöht. Nicht alle Menschen sind technologieaffin und wollen sich auf die neuen Settings einlassen. Sie werden zu Bildungsflüchtlingen, welche die immer weniger werdenden, reinen Präsenzveranstaltungen besuchen. Oder sie verabschieden sich ganz aus der Weiterbildung. Ohne clevere, wenn es sein muss auch staatliche Massnahmen wird sich in der Schweiz die Bildungsschere öffnen.

Wie sieht die Zukunft der Lernwerkstatt Olten aus respektive was ändert sich konkret?
Viele unserer Angebote bieten wir in Zukunft im Blended-Learning-Format an. Dabei werden Präsenzveranstaltungen mit virtuell stattfindenden Kurstagen und individuellem Lernen mit unserer Lernplattform kombiniert. Wir bieten ab nächstem Jahr auch ganze Lehrgänge wahlweise im Blended-Learning-Format oder zu 100 Prozent im virtuellen Kurssetting an, beispielsweise unseren zwölftägigen Coaching-Lehrgang. Aktuell investieren wir mehrere Hunderttausend Franken in den Aufbau einer neuen Lernplattform und in die Produktion von Digital Snacks. Mit letzteren können unsere Teilnehmenden die Lerninhalte nach ihren individuellen Bedürfnissen orts- und zeitunabhängig vertiefen und festigen. Wir bilden Erwachsenenbildner / -innen, Coaches und betriebliche Mentorinnen und Mentoren aus. Diese wollen wir damit sowohl im analogen als auch im virtuellen Ausbilden und Coachen fit machen. So sind sie für die Zukunft gewappnet, was auch immer diese bringen wird.

TIPPS FÜR DEN VIRTUELLEN UNTERRICHT
Für Bildungsanbieter hat Daniel Herzog in einem Blog vor einiger Zeit neun Tipps formuliert (www.lwo.ch/9-tipps), wie man den virtuellen Unterricht am besten durchführt. «Den Teilnehmenden von virtuellen Kurstagen empfehle ich am Unterricht mit einem Stehpult teilzunehmen – mal zu sitzen und dann wieder zu stehen und sich etwas zu bewegen. Das Stehpult kann man gut auch selbst «basteln», indem man Laptop beziehungsweise Bildschirm auf dem Tisch auf eine Kiste stellt, um die korrekte Höhe zu erhalten. Virtuelles
Lernen macht ebenso viel Spass wie der Präsenzunterricht. Dabei sollte man aber mit eingeschalteter Kamera am Unterricht teilnehmen und sich rege daran beteiligen.»

ÜBER DANIEL HERZOG
Daniel Herzog, 56 Jahre und Vater zweier erwachsener Kinder, hat die Lernwerkstatt Olten 1997 gegründet. Heute ist der Bildungsanbieter mit 30 Standorten das schweizweit führende Bildungszentrum für lebendige Erwachsenenbildung, wirkungsvolles Coaching und zielführendes Mentoring.

www.coach-werden.ch
www.lernwerkstatt.ch