Keine Angst vor der eigenen Courage

Die Farben-, Stil- und Stofftrends des Winters 2020 zeigen: Es schlägt die Stunde der Mutigen. Sowohl Frauen wie auch Männer nutzen den grösseren Spielraum, der nunmehr in der Businessmode erlaubt ist. Das Motto heisst: Keine angst vor Experimenten – aber im Businessumfeld dennoch in Massen.» hier ist unsere Trendbarometer.

Vom klassischen Schwarz geht auch in diesem Winter der Trend zu anderen gedeckten Farbtönen wie Navy, Grau, Cognac oder Dunkelbraun. Es sind die sogenannten Mood-Farben – also Farben, die eine bestimmte Stimmung
wiedergeben sollen. Aber in diesem Winter wird es um einiges farbiger und «disruptiver» als in den letzten Jahren: So kommen die Farben Blau und Feuerrot stark auf und die Check-Muster feiern ein grandioses Comeback: Glencheck, Fensterkaro, Vichy oder Tartan sind jetzt wieder im Trend. Beim Styling gibt es hier verschiedene Möglichkeiten: Sakkos und Pea-Coats in minimalistischen Mustern sollen der Renner werden. Die Farbe Rot benötigt aber etwas mehr Fingerspitzengefühl beim Styling. Besonders wenn diese Farbe Einsatz im Männer-Businesslook findet.

Leder und Cord voll im Trend
Ein weiterer wichtiger Trend in diesem Winter ist Leder. Besonders angesagt: der Head-to-Toe-Look. Das geht entweder mit einem Anzug oder Ledermantel – bei Businessfrauen oftmals passend zu einer Lederhose. Ein grosses Comeback feiert der Cord-Stoff. Richtig kombiniert – allenfalls auch im Vintage-Stil mit cooler Kopfbedeckung – wirkt man nicht wie ein «Bünzli». Ganz im Gegenteil.

Hochwertige, natürliche Materialien
Hochwertige, natürliche Qualitäten geben generell diesen Winter den Ton an. Kurz- und langhaarige Wollen (Alpakas, Mohair, Flanell, Doubleface) gehören bei der Frauen-Businessmode dazu. Klassische Muster (Karos, Streifen und Glenchecks) wirken mit Lurex-Beimischungen und Überdrucktem neu. Im Mix mit Breitcord und Samt sind diese Materialien für Damen-, Herren- und alle genderneutralen Kollektionen gleichermassen relevant. Es gibt aber auch Innovationen aus alternativen Fasern wie Brennessel, Bambus und Bakterien auf dem Markt. Die Outdoor-Stoffe, hoch glänzende, technische Materialien, werden immer stärker mit natürlichen und Vintage-Stoffen oder grober Baumwolle kombiniert.

Oversized Tailoring auch im Businessumfeld?
Oversize-Schnitte waren im Herbst / Winter 2019 DER Modetrend schlechthin
und bleiben uns auch in der Winter-Saison 2020 erhalten. Doch in dieser Saison nimmt Oversize neue Dimensionen an. Denn Jacken, Mäntel und Pullis werden
nicht XL, sondern XXXL getragen. Ausserdem weiterhin angesagt: Layering. Ein weiterer Männermode-Trend für Herbst und Winter ist der XXL-Pullover – aber Achtung: Nicht in jeder Berufsbranche ist dieser Look akzeptiert. Bei den Anzugschnitten wird das Oversized Tailoring tatsächlich Einzug halten. Hier gilt: auf keinen Fall eine Nummer grösser kaufen, sondern auf die Länge und Weite achten. Während Schulter und Brust weiterhin leicht anliegen, ist weiter abwärts der Schnitt etwas entspannter. Eine weitere Möglichkeit sind leichte Überlängen
beim Sakko.

Und dann noch zwei wichtige Themen: die Schuhe und die Hemden. Auf die Schuhe sollten Entscheider oder Angehörige entsprechender Branchen dabei besonders Wert legen. Monks, Doppelmonks oder Semibrogues aus Leder sind zu empfehlen. Hemden können beim Business Casual auch in frischen Farben getragen werden. Nach dem Revival der Revershemden kommen diesen Winter die Seidenhemden als trendy. Zu diesem Look sollte man idealerweise dunkle,
schlichte Hosen kombinieren.

Aufweichen der Dresscodes?
Das Aufweichen der Dresscodes in der Businesswelt – zum Beispiel in Richtung Casual Chic – wird immer offensichtlicher. Dies zeigt sich branchenübergreifend. Was aber wohl immer gefragt sein wird, ist ein Kleidungsstück, welches die Persönlichkeit unterstreicht und jemanden gut wirken lässt, sagt beispielsweise Sunita Kunsanthia von Sunita Suits in Zürich. Und das kann bei einem Mann nichts so gut wie ein guter Anzug, der sitzt und Ausdruck von Souveränität, Stil
und Lebensgefühl vermittelt. Im Bereich der Stilrichtungen und Schnitte geht es natürlich in Richtung Casual Chic und Slim Fit. Vor vielen Jahren war die Meinung vorherrschend, dass vor allem Leute aus dem oberen Kader oder Männer aus dem Banken- und Versicherungsbereich – meist auch mittleren Alters – die Hauptkundschaft für Massanzüge sei. Das habe sich, so Sunita Kunsanthia, stark verändert. Die Zielgruppe kommt aus allen Branchen und ist viel breiter und vielfältiger. Auch junge Männer begeistern sich dafür. Die Ansprüche an Massanzüge seien ohnehin gestiegen. Jeder, der sich in der Businesswelt bewege, egal in welcher Branche, gehöre zur Zielgruppe. Männermode werde immer individueller, und je nach Personality sind die Bedürfnisse auch ziemlich unterschiedlich.

Welcher Business-Knigge für welche Branche?
In einigen Branchen ist Business Casual Usus – ein Kompromiss zwischen offiziellem und informellem Auftritt. Eine gewisse Lässigkeit ist erlaubt, sollte jedoch möglichst nicht in den Freizeitlook übergehen. Damen tragen beim Business Casual Baumwollhosen oder Röcke in Kombination mir Pullover oder modischen Blusen.

In der Kreativ- und IT-Branche ist ein Stilbruch oder eine sehr individuelle Kleiderordnung kein Nachteil und wird als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit gesehen. Sind äussere Merkmale wie Tattoos oder Piercings dominant sichtbar, kommt es auf die Arbeitgeber oder die Kundschaft an, ob diese akzeptiert sind oder nicht. Es gibt aber absolute No-Gos: Bei Männern sind dies offene Schuhe und sportlich wirkende Shorts, bei Frauen schulter- oder bauchfreie Tops, ebenso wie Mini-Röcke, durchsichtige Elemente in der Kleidung oder tief ausgeschnittene Dekolletees. Auch sollten Frauen in der Regel bei klassischer Kleidung und beim Business-Casual-Stil stets Strumpfhosen tragen.

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