Ein spannendes Jahr 2021

von Joël Ch. Wuethrich

Die Start-up- und Gründerszene muss wegen der Corona-Pandemie trotz Öffnungsschritten im Jahr 2020 / 21 unter erschwerten Bedingungen ihre Projekte weiterführen und vorantreiben. Gleichzeitig aber wurden disruptive Ideen und Innovationsgeist gefördert wie nie zuvor. Start-up-Kenner Moritz Kistenmacher stellt fünf der aus seiner Sicht spannendsten Start-ups 2021 vor, die von der Unterstützung der Startup Academy profitieren.

Die Wirtschaftsregion Zürich ist in vielen Start-up-, Gründerund Innovationsrankings an Europas Top-Positionen anzutreffen. Das habe, so berichtet unter anderem auch «Greater Zurich Area», mehrere Gründe. Erstens: Die Schweiz habe ein erfolgreiches und gut eingespieltes duales Bildungssystem. Der intensive Austausch und die enge Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstituten und der Privatwirtschaft fördere Innovation. Zweitens: Die Greater Zurich Area verfüge über eine grosse und vielfältige Auswahl an qualifizierten Arbeitskräften. Drittens: Die Schweizer Behörden regulieren, ohne Innovation zu behindern. Sie handeln pragmatisch und progressiv und befinden sich in einem steten Austausch mit den betroffenen Branchen.

Dies alles fördere eine hohe Innovations- und Forschungsdichte und eine gute Gründermentalität und -motivation in einem attraktiven Gründerumfeld. Hilfreich seien zudem die weltweit gut vernetzten Universitäten und Forschungsinstitute. Dazu gehören beispielsweise die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH), das interdisziplinäre Forschungsinstitut für Materialwissenschaften und Technologie Empa, die Universität Zürich und diverse Fachhochschulen. Gemäss dem World University Ranking 2018 ist die ETH Zürich die beste Universität Kontinentaleuropas und in der Informatikwissenschaft sogar global führend. Ansehnliche 400 Spin-offs verzeichnete die ETH in den letzten 20 Jahren. Davon zählen 100 zu den erfolgreichsten Schweizer Spin-offs (Quelle: Greater ZH Area). Die Vernetzung von Wissenschaft und Privatwirtschaft sei ausserordentlich. Bezüglich F & E-Kollaborationen rückt die Schweiz in der letzten Studie des World Economic Forum dieses Jahr sogar auf den ersten Platz. Accelerators und Incubators würden ein dynamisches Umfeld für Innovation in Technologien wie Life Sciences, Informationstechnologie, Fintech und Blockchain, Robotik und intelligente Systeme sowie hochentwickelte Produktionsverfahren schaffen. (Wir haben bereits an dieser Stelle darüber berichtet.)

UNERSCHÜTTERLICHER GLAUBE
Was ist aber ganz konkret das Erfolgsgeheimnis der Gründerinnen und Gründer der Region? Unsere Nachfrage bei der Start-up Academy Zürich zeigt: Eine gute und innovative Idee zu haben, reicht nicht aus. Es geht in allererster Hinsicht um die Marktfähigkeit eines Projektes. Aber auch die involvierten Personen und deren Hard- und Softskills sowie die Marketingkompetenz spielen eine grosse Rolle. Moritz Kistenmacher ist Geschäftsführer Liestal und Zürich bei der Startup Academy und weiss, welche Herausforderungen Gründerinnen und Gründer erwarten: «Als Gründerin beziehungsweise Gründer sollte man sich bewusst sein, dass der Nineto- five-Job vorbei ist. Schlaflose Nächte und durchgearbeitete Wochenenden gehören in der frühen Phase dazu. Als Gründerin oder Gründer beziehungsweise als Gründerteam müssen am Anfang alle Geschäftsbereiche von einer oder wenigen Personen abgedeckt werden. Dies erfordert viel Flexibilität und die Bereitschaft, Aufgaben zu erledigen, die weniger Spass machen. Als Gegenleistung kann und sollte man seinen verrückten Ideen freien Lauf lassen, um herauszufinden, was funktioniert und was nicht. Auch das Scheitern und das Einschlagen neuer Wege sind erforderlich, um ein erfolgreiches Geschäftsmodell aufzubauen.» Zu den Rahmenbedingungen sagt Moritz Kistenmacher: «Sich einer Start-up-Organisation wie der Startup Academy Zürich anzuschliessen, ist enorm von Vorteil. Man ist somit Teil eines Netzwerks aus Start-ups, Mentoren und Experten, kann wachsen und Erfahrungen sammeln. Workshops und Veranstaltungen sollte man auch besuchen, um die Geschäftsidee weiterzuentwickeln. Die Idee zu präsentieren ist ein weiteres Mittel, um Lernerfahrungen sammeln zu können. Denn: Lernerfahrungen sind massgeblich für den Erfolg eines Start-ups.»

SPANNENDE START-UPS IN DER REGION
Moritz Kistenmacher kennt die coolen und innovativen Start-ups der Region Zürich. Er nennt für den «Geschäftsführer Zürich» – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einige der spannendsten und interessantesten Startups der Grossregion Zürich, die sich – auch dank der Startup Academy – am Markt durchsetzen konnten:

1. EXOLABS – WWW.EXOLABS.CH
ExoLabs ist ein Schweizer Unternehmen mit Sitz in Zürich, das 2017 als Spin-off der Universität Zürich gegründet wurde. Jeden Tag sammeln mehrere Satelliten Petabyte an Daten von unserer Erdoberfläche. Viele dieser Bilder sind frei verfügbar, aber aufgrund der schier endlosen Anzahl von Anwendungsmöglichkeiten in Wissenschaft und Unternehmen werden sie in einem Rohzustand gespeichert, der nur die grundlegendsten Bedürfnisse für so viele Anwendungsfälle wie möglich erfüllt. Das Thema generische Lösungen für jedermann ist symptomatisch für die Fernerkundungs-Community und genau der Grund, warum ExoLabs existiert. Nun können die komplexen Aufgaben der Vorverarbeitung grosser Mengen an Satellitendaten in unterschiedlichen räumlichen, zeitlichen und spektralen Dimensionen abgeschickt und das vorherrschende Konzept allgemeiner Lösungen kann vergessen werden.

Moritz Kistenmacher: «Es freut mich, den Climate Launchpad ExoLabs, einen Sieger des Förderpreises Parsec Accelerators der EU aus dem Jahr 2020, mit unserem Begleitprogramm supporten zu dürfen. Es ist ein Start-up, welches vor Kurzem eine Unterstützung für ein Projekt in Höhe von 1.7 Millionen Schweizer Franken erhalten hat. Wir werden noch einiges hören von ihm.»

2. MOOST – WWW.MOOST.IO
MOOST ist ein Schweizer SaaS-Start-up (Software as a Service), das Smart-Home- Unternehmen Daten-Superkräfte anbietet. Die Mission ist, das vernetzte Zuhause von heute wirklich intelligent zu machen. Die MOOST-Plattform wandelt Daten von verbundenen Geräten in intelligente Benachrichtigungen um – 100 Prozent individualisiert für jeden Smart-Home-Kunden. Im Jahr 2015 schlossen sich drei Smart-Home-Enthusiasten mit einer Vision zusammen, das frustrierende Smart-Home-Erlebnis zu vereinfachen – von der Kaufentscheidung bis zum täglichen Gebrauch. Jeder
Haushalt sei sehr individuell bestückt mit Geräten und habe unterschiedlich viele Bewohnerinnen und Bewohner, sagen die Gründer / -innen. Und so wurden Lösungen gefunden: «Wir arbeiten mit dem iHomeLab zusammen, einem weltweit führenden Forschungsinstitut im Bereich Machine Learning for Smart Homes. Unterstützt werden wir von Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovation, und treiben die Entwicklung von Algorithmen voran, die es noch nicht gibt.»

Moritz Kistenmacher: «Mit MOOST haben wir gleich noch den Drittplatzierten von Climate Launchpad Schweiz 2020 im Programm, welchen wir mit Mentor/-innen und Expert / -innen unterstützen. Als Projektverantwortlicher der Swissbau Start-up Challenge (www.startup-academy.ch/ microsites/swissbau) sehe ich einen starken Wandel in der Bau- und Immobilienbranche. Da kommen Lösungen wie die von MOOST genau richtig.»

3. PRESENTE – WWW.PRESENTE360.CH
PRESENTE ist eine Agentur für holistische Nachhaltigkeit und Kommunikation. Das Team denkt und handelt holistisch, ist interdisziplinär und breit aufgestellt, damit sich ein Unternehmen auf allen Ebenen weiterentwickelt. Als Kommunikationsberater, Coaches, Organisationsentwickler und Change-Manager unterstützt PRESENTE Nachhaltigkeit, indem man nur mit nachhaltigen und fairen Partnern arbeitet, auf umweltfreundliche Materialien und Produktion achtet oder auch Websites klimaschonend und lean designt. «Wenn möglich besuchen wir Kunden und Partner mit dem Fahrrad, ansonsten mit dem Zug», sagen die Macherinnen und Macher.

Moritz Kistenmacher: «Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit sind in aller Munde. Mir gefällt der ganzheitliche Ansatz unseres Start-ups PRESENTE 360 sehr gut. Insbesondere auch den Fokus auf das Branding und die Kommunikation zu legen, um dadurch wirkungsvoll zu kommunizieren.»

4. FLYING KOALAS – DE.FLYINGKOALAS.CH
Das Motto dieses Start-ups ist: «Delegieren Sie Alltagsprobleme und geniessen Sie stattdessen Ihren Feierabend!» Das Unternehmen löst Haushaltsprobleme und organisiert diverse Services aus seinem Netzwerk mit ausgewählten Partnern. Die Teams kümmern sich um Versicherungen, Rechnungen, Steuern und helfen bei der Korrespondenz. Sie recherchieren bei speziellen Fragen und Themen und finden Antworten. Auch im Angebot: Hilfestellungen wie einkaufen, Kinder von der Schule abholen, eine Reise planen.

Moritz Kistenmacher: «Die Herausforderung, alles unter einen Hut zu bringen, kennt jeder. Mir gefällt der Ansatz von Flying Koalas: mehr Zeit für wirklich Wichtiges.»

5. TREPO – WWW.TREPO.CH
Früher wurden Transportaufträge noch mittels Schreibmaschine verfasst und per Post übermittelt. Die Warenempfänger wurden telefonisch oder gar via Fax avisiert. Dies ist heute kaum mehr vorstellbar. Die Digitalisierung macht auch vor der Logistikbranche nicht halt und bringt viele neue Chancen mit sich. Diese gilt es zu nutzen. Bei Trepo will man eine verlässliche und proaktive Kommunikation etablieren, die in diesem schnelllebigen und komplexen Umfeld unumgänglich ist. Aus diesem Grund wurde eine Software entwickelt, die eine mehrstufige, digitale Lieferavisierung «auf der letzten Transportmeile» ermöglicht: «Unserer Meinung nach sollte eine verlässliche und transparente Kommunikation auch nicht länger durch Sprachbarrieren verunmöglicht werden. Unser System soll dafür sorgen, dass Sie Arbeitsprozesse optimal planen können und Ihre Kundschaft wiederum keine Wartezeiten aufgrund nichterfolgter Lieferavisierung mehr auf sich nehmen muss. Dies bringt viele Vorteile für alle Beteiligten – gänzlich automatisiert», sagen die Entwickler.

Moritz Kistenmacher: «Grosse Logistikunternehmen haben diese Lösung bereits als Standard. Doch was ist mit kleineren Unternehmen und KMU? Trepo hat hier eine Nische gefunden und bietet die Produkte zum «Nachrüsten» an. On top gibt es sogar noch weitere Funktionen. Ein spannendes, motiviertes Team mit einer innovativen Lösung.»

DIE PERSONEN HINTER DEN UNTERNEHMEN
Auch Markus Kindle, Delegierter im Vorstand der Startup Academy bestätigt: Die Persönlichkeiten, die hinter diesen Start-ups stehen, seien die Wichtigsten im Unternehmen. Die Gründer / innen seien auch selbstkritisch und hätten sich immer wieder die Fragen gestellt, ob das Geschäftsmodell noch stimmig, zeitgemäss und erfolgsversprechend sei beziehungsweise auch, ob genügend finanzielle Mittel für den Start vorhanden seien. Die von der Academy unterstützten Start-ups seien stark gewachsen und erfolgreich. Selbst im COVID Jahr 2020, konnten sie Erfolge feiern, da sie immer wieder ihr Geschäftsmodell den Marktgegebenheiten angepasst oder Chancen, wie neue Absatzkanäle erschliessen genutzt hätten. Alle zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Skalierphase erfolgreich hinter sich bringen konnten. Durch ihre Präsenz und das persönliche Engagement der Gründer und Gründerinnen wurden, so Kindle, diese Start-ups nicht nur in den Regionen bekannt, sondern erlangten nationale und internationale Beachtung. Die Start-ups haben jeweils erfolgreich das zweijährige Startup Academy Begleitprogramm abgeschlossen, nutzen aber als Alumni weiterhin das Netzwerk, den Austausch mit anderen Start-ups und nehmen auch regelmässig an Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen teil. Sie geben so auch ihr Wissen und ihre Erfahrung an andere Startups weiter. Die von der Startup Academy begleiteten Start-ups seien so unterschiedlich und vielseitig wie die Menschen, die dahinterstehen.

www.startup-academy.ch/zurich