Ein Massanzug erzählt auch eine Geschichte

Von Charles Staubach

Einen Massanzug zusammenzustellen und zu kaufen braucht Zeit. Dabei erwarten den Kunden professionelle Beratung und eine entspannte Atmosphäre. Aber wie läuft so ein Termin zur Auswahl und das Massnehmen genau ab? «Der Geschäftsführer» war bei den ersten Schritten zum eigenen Massanzug dabei und hat den Profis über die Schulter geschaut.

Wir setzen uns für die Zusammenstellung des Anzugs an den grossen, perfekt ausgeleuchteten Tisch. Es folgt eine sorgfältige Beratung, die Materialauswahl und das Massnehmen. Eine Masskonfektion ist modular aufgebaut: Der Kunde wählt sein eigenes individuelles Design aus einer Vielzahl von Stoffen, Knöpfen, Futtern und modularen Elementen wie Saumlängen, Taillenformen, Ausschnitt- und Kragenformen und Taschen aus. Zusammen mit dem Kunden selektieren die Schneidermeister Schritt für Schritt die auf die Bedürfnisse und Geschmack abgestimmten Farben, Texturen, Formen und Elemente. Experten verwenden hierbei Tageslichtlampen mit 600 Kelvin. Dies ist wichtig für die Farbauswahl. Beliebige Lichtquellen verfälschen die Farbwahrnehmung.

DIE ERSTEN SCHRITTE
Das Zusammenstellen beginnt mit der Auswahl der Grundform des Vestons. Unser Probant wählt nun beispielsweise für seinen Veston die Ausführung mit zwei Schliessknöpfen, dem fallenden Revers und zwei seitlichen Schlitzen im Rückenteil. Nun können weitere Details bestimmt werden. Zur Auswahl stehen beispielsweise verschiedene Taschenvarianten wie Paspel-, Leisten- oder Billetttaschen. Ergänzend dazu können für diverse Kanten verschiedene Ziernähte wie Steppung oder imitierter Handstich ausgesucht werden. Beim Ärmelabschluss kann ausserdem die Anzahl und die Stellung der Knöpfe – ob nebeneinander oder als Kissing Button – ausgewählt werden. Die geöffneten, durchgeknüpften Knopflöcher gelten als Markenzeichen eines massgeschneiderten Anzugs.

BESONDERE AKZENTE SETZEN
Akzente können durch verschiedenfarbige Ober- oder Unterkragen, Knopflöcher, Ärmellederflecken und Steppungen gesetzt werden. Ein eingesticktes Monogramm vervollständigt den individuellen Massanzug zudem. Für die Innenverarbeitung bieten sich ebenfalls verschiedene Varianten an. Bei der Futterstoffauswahl gibt es die Möglichkeit zwischen verschiedenen Sujets zu wählen, die beispielsweise Hobbys darstellen oder Geschichten erzählen.

Mit einem Anzug geht man auch zu Kunden und man möchte Sicherheit ausstrahlen. Oft ist der erste, äussere Eindruck sehr wichtig. Aber ein Anzug hat ebenso ein Innenleben und dieses steht für die innere Ausstrahlung. Ein Anzug motiviert aber auch.

Zu einem guten Anzug gehört auch eine passende Hose. Worauf sollte ein Mann bei der Auswahl achten und was ist momentan im Trend? Bei den Hosen gibt es die Varianten mit klassischer Bügelfalte oder mit Bundfalte, die aktuell wieder in Mode kommt. Beim Hosenbund gibt es Varianten ohne oder mit Gurtschlaufen. Dazu sind verschiedene Hosentaschenvarianten wählbar.

DIE NÄCHSTEN SCHRITTE
Beim Abstecken geht man systematisch vor und arbeitet sich von oben nach unten. Als erstes kommt oft eine beziehungsweise ein Bekleidungsgestalter / in mit eidgenössischem Fachausweis. Oft auch ein / e diplomierte Techniker / in HF in Textil, Fashion Design und Technologie. Als erstes schaue man auf die Körperhaltung, sagen die Expertinnen und Experten. Hat er eine besonders aufgerichtete oder geneigte Körperhaltung? Wie sieht es im Schulterbereich aus? Hat er Hängeschultern oder eher hohe Schultern und ist die Schulterhöhe auf beiden Seiten gleich oder muss korrigiert werden mit dem Anzug. Als nächstes kommt der Brustbereich: Hat der Herr eine ausgeprägte Brust oder eher einen runden Rücken? Diese Dinge sind ausschlaggebend für einen perfekt sitzenden Anzug. Darauffolgend werden weitere Masse kontrolliert wie zum Beispiel die Rückenbreite, die Gesässweite, die Ärmelstellung und die Längen.

Passt jemandem beispielsweise der sportlich schmale, italienische Schnitt, wird bei seinem Veston die Reversbreite schmaler geschnitten, die Taillierung verstärkt und Rückenstellung angepasst, so dass der Anzug schön am Körper nachläuft. Die Ärmel des Vestons werden passend zur Hemdärmellänge angepasst, damit das Hemd ein bis zwei Zentimeter hervorschaut. Auch die die Hosenbeine werden gemäss Wunsch angepasst. Die Hosenlänge bleibt oft offen, weil die Länge je nach Weite der Hosenbeine und Schuhen variiert. Die Anpassung der Länge erfolgt erst, sobald der Anzug fertig ist und er samt Schuhen anprobiert wird.

www.emanis.ch