Durchhaltewillen und der Weg zum Erfolg

Interview mit Anja Graf von Urs Huebscher

Anja Graf (43) erfolgreiche Schweizer Unternehmerin.

Anja Graf (43) gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Unternehmerinnen. Vor 20 Jahren hat sie mit möblierten Wohnungen ein neues Business erfunden. Bereits zum zweiten mal war sie in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen Schweiz“ zu sehen.

Geschäftsführer»: Frau Graf, wann haben Sie realisiert, die geborene Unternehmerin zu sein?
Anja Graf: Schon als Kind hatte ich mein eigenes Pferd und einen Stall mit leeren Boxen. Diese habe ich dann vermietet. Das war mein erstes Business.

Dann tauschten Sie die Pferde gegen Models?
Ja, kann man fast so sagen. Mit drei anderen Partnern führte ich eine Modelagentur, vermittelte Models und habe Modeschauen organisiert. Das war eigentlich das erste Unternehmen. Für die Models aus dem Ausland brauchten wir Übernachtungsmöglichkeiten. Hotels waren zu teuer, so habe ich angefangen, einzelne Zimmer zu vermieten, die ich
selbst renoviert hatte.

Ist so Ihr heutiges Unternehmen, Visionapartments, entstanden?
Damals gab es in Zürich nur wenige solche Angebote. Die Anfragen für meine Zimmer haben sich so laufend erhöht, sogar Geschäftsleute wollten diese mieten. Ich war von der Idee überzeugt, mietete und vermietete weitere Zimmer, bis ich nach kurzer Zeit das erste Haus kaufen konnte.

Innert kürzester Zeit wurde Ihr Start-up zum Schweizer Marktführer mit globaler Präsenz.
Heute bietet Visionapartments temporäre Wohnlösungen an über 850 Business-Standorten weltweit an.

Sie waren bereits zum zweiten Mal als Investorin in der Sendung «Die Höhle der Löwen Schweiz» zu sehen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Eine spannende Erfahrung. Ich konnte einigen Start-ups Inputs geben und bekam Inputs zurück. In der Sendung herrschte ein frischer Wind, der zu neuen Gedankengängen führt. Will man ein Unternehmen erfolgreich führen, ist es enorm wichtig, nicht stehen zu bleiben, sondern an neue Ideen zu gelangen. Es ist auch schön zu sehen, wie euphorisch die Gründer sind. Das erinnert mich an meine Anfänge.

Wenn es die Show vor 20 Jahren schon gegeben hätte, wären Sie als Jungunternehmerin präsent gewesen?
Ja, auf jeden Fall. Es bekommen zwar nicht alle Teilnehmer ein Investment, aber nur schon der Werbeauftritt ist Gold wert.

Wie kann man Sie überzeugen?
Ich habe ein klares Bild, wo ich investieren möchte und wo nicht: Eine Idee muss international skalierbar sein. Zum Beispiel bei einem Gastrounternehmen kann ich nicht abschätzen, ob das zweite Restaurant genauso gut läuft wie das erste, wenn ich Geld investiere. Wenn sich eine Firma hierzulande aber bereits in einem Markt etabliert hat, kann ich davon ausgehen, dass die Idee auf ein anderes Land übertragbar ist. Das Gründerteam musste mich überzeugen. Wer nicht Tag und Nacht dahintersteht, seine Idee zum Erfolg zu führen, wird nicht fliegen.

Welchen Ratschlag geben Sie Jungunternehmern mit auf den Weg?
Nie aufgeben. Ich ging damals zu zehn Banken, um eine Hypothek für das erste Haus zu bekommen. Hätte ich bei der fünften aufgehört, würden wir dieses Interview heute wahrscheinlich nicht führen. Wenn einem Steine in den Weg gelegt werden, muss man das Problem analysieren und seinen Kurs allenfalls ein bisschen abändern. Der Unterschied zwischen einem Erfolgreichen und einem Nicht-Erfolgreichen ist, dass es der Erfolgreiche
einfach einmal mehr probiert hat.

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