Auch KMU setzen vermehrt auf Digitales Bauen

Interview mit Markus Fuhrer von Prof. Thomas Rohner

BIM basiert auf einem objektorientierten 3-D-Modell, auf das alle Partner zugreifen.

BIM (Building Information Modeling) wird 2021 zumindest in staatlichen Immobilienprojekten zur Pflicht. Doch wo setzen Unternehmen an, um die digitale Transformation erfolgreich in ihren Prozessen zu integrieren? Im Rahmen der Initiative Wald & Holz 4.0 hat die Berner Fachhochschule BFH Hilfsmittel erarbeitet, mittels derer Unternehmen sich Orientierung und Übersicht im digitalen Bauen verschaffen können.

Das entscheidende Potenzial der Digitalisierung ist der Beitrag, den sie zu Kostentransparenz, Effizienz, Terminsicherheit und Stabilisierung der Prozesse in der Baubranche leisten kann. Mit der staatlichen BIM-Pflicht wächst nun die Motivation vieler Unternehmen nachzuziehen und BIM anzuwenden. Die neu
entwickelten Hilfsmittel, wie der BIM-Kompass und die BIM-Roadmap, dienen Unternehmen als Orientierungs-, Positionierungs- und Umsetzungshilfe im Kontext des digitalen Bauens.

ZIELE DEFINIEREN, UMSETZUNG PLANEN UND ÜBERPRÜFEN
Und so läuft es ab: Das Unternehmen definiert seine BIM-Ziele und trägt diese im BIM-Kompass ein. Je nach Reifegrad der BIM-Zielformulierung ergeben sich auf dem konzentrischen Kreis die zu erreichenden Reifegrade aller zur Zielerreichung nötigen sieben Faktoren (Technologie, Kunden- / Lieferantenhandling, Benchmark, Personal, Marketing, gesetzlicher Rahmen und Treiber). Bei massgeblichen Abweichungen zwischen dem Ist- und Soll-Zustand besteht Handlungsbedarf. Alle Sektoren des BIM-Kompasses sind als Roadmap mit einer Zeitachse, welche dem BIM-Ziel entspricht, aufgezeichnet. In der zeitlichen Abfolge lassen sich die Handlungsfelder eintragen und mittels Milestones periodisch kontrollieren.

BIM-BILDUNGSLANDKARTE DER SCHWEIZ
Einer der wichtigsten Faktoren zur Erreichung der digitalen Transformation ist das Personal. Damit verbunden ist die Befähigung des Teams – das digitale Planen und Fertigen, aber auch die Montage – durch kompetente und anerkannte Schulungen. Die BIM-Bildungslandkarte vermittelt eine Übersicht über die angebotenen Aus- und Weiterbildungen in der Schweiz. Sie basiert auf einheitlichen, konsolidierten Begriffen und Ausbildungen.

BIM-ORGANE UND -TREIBER IN DER SCHWEIZ: DAS BIG PICTURE
Auf der Ebene des wirtschaftlichen Umfelds veranschaulicht eine Art Big Picture der BIM-Organe und -Treiber, welche Organisationen, Verbände, Normengremien, Vereine, Forschungseinheiten, Ausbildungsstätten und Firmen im digitalen Bauen eine tragende Rolle spielen. Der BIM-Kompass, die BIM-Roadmap, das Big Picture der BIM-Organe und -Treiber mit der ergänzenden Tabelle sowie die BIM-Bildungslandkarte der Schweiz stehen den Unternehmen auf der Website der Initiative Wald & Holz 4.0 zum Download zur Verfügung.

SICH BIM-WISSEN BEI DER BFH HOLEN
Die BFH ist als buildingSMART-Kursanbieterin akkreditiert. Mit dem «Professional Certification Program» von buildingSMART International kann die BFH international standardisierte und anerkannte Weiterbildungsangebote anbieten, die grundlegende Kenntnisse der BIM-Methode vermitteln und bescheinigen. Im «CAS Digital Planen, Bauen, Nutzen – BIM sicher anwenden» erwerben sich die Teilnehmer / innen die Methodenkompetenz, um Planungs- und Produktionsprozesse durchgehend digital zu verstehen und zu führen. Zudem bietet die BFH auch (Online-)Firmenschulungen zum Thema Digitales Bauen an. So bildete sich das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) zum Thema BIM an der BFH weiter. Markus Fuhrer ist CTO der Balteschwiler AG und Absolvent der Weiterbildung «CAS Digital Planen, Bauen, Nutzen – BIM sicher anwenden». Im Interview erklärt er, warum es gerade als KMU Pflicht ist, am Puls der (digitalen) Zeit zu bleiben.

«Geschäftsführer»: Markus Fuhrer, Sie haben das CAS Digital Planen, Bauen, Nutzen der Berner Fachhochschule absolviert. Warum?
Markus Fuhrer: Die Digitalisierung bietet der Baubranche immense Chancen, und die BIM-Methode ist ein Teil davon. Für mich als CTO eines KMU ist es Pflicht, hier von allem Anfang an am Puls zu sein, insbesondere dann, wenn sich der Bund ab diesem Jahr in seinen Projekten zu 100 Prozent zu BIM bekennt. Unsere Strategie als Zulieferer-Unternehmen ist es, den Kunden ein kompetenter Ansprechpartner in allen BIM-Fragen zu sein, dazu müssen wir ihnen einen Schritt voraus sein.

Was war der konkrete Nutzen der Weiterbildung für Ihren beruflichen Alltag?
Auch wenn in der ganzen BIM-Geschichte mangels Normen und Referenzobjekten noch mehr unklar als klar ist, kann ich vieles aus dem CAS direkt im Betrieb anwenden. So sind wir zum Beispiel aktuell bei der Neuerfassung unserer internen Prozesse.

Wo sehen Sie den Nutzen, wo die Herausforderungen von digitalem Bauen beziehungsweise beim BIM?
Es ist fast paradox, aber den grössten Nutzen sehe ich zurzeit darin, dass die Menschen wieder zusammen sprechen, wenn es um BIM geht, weil noch keine Routine herrscht. Dies bringt allen Projektbeteiligten meiner Meinung nach im Moment den grössten Nutzen. Die Kommunikation der einzelnen Softwares muss noch stark verbessert werden. Dasselbe gilt für die Normen und Arbeitshilfen, welche zurzeit praktisch inexistent sind.

Wo würden Sie Unternehmen der Holz-/Baubranche empfehlen, zuerst anzusetzen?
So banal es klingt, das Wichtigste sind auch bei der Digitalisierung die Mitarbeitenden. Investieren in die digitale Zukunft bedeutet investieren in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

www.bfh.ch/digitalbauen